Saving Iceland Bericht
Dieser Bericht erschien im Romp-Heft # 27 (Frühling / Sommer 08):
«Warum erlauben wir es einer Handvoll Politiker, Entscheidungen über Schicksal und Zukunft unseres Naturerbes zu treffen, die noch viele Generationen nach uns verurteilen werden? Warum bringen wir nicht den Mut, die Solidarität und die Klugheit auf, diesen Wahnsinn aufzuhalten?»
Gudmundur Pall Olafsson
Naturforscher, Autor, Fotograf
Saving Iceland ist eine internationale Kampagne, welche zum Ziel hat, die isländische Wildnis, Europas grösste unberührte Fläche, vor der Zerstörung durch die Schwerindustrie zu beschützen. Verschiedene multinationale Firmen, vor allem die Aluminiumindustrie, und die isländische Regierung haben ein immenses Programm in Gang gesetzt, welches, falls es umgesetzt wird, dieses Naturgebiet von ausserordentlicher Schönheit in ein weiteres hoch industrialisiertes Land verwandeln wird.
Diese Pläne beinhalten den Bau neuer Aluminiumschmelzanlagen und den Ausbau der bereits existierenden. Weiter sollen einige der grössten Gletscherflüsse nutzbar gemacht werden. Zudem sollen die bedeutenden Geysir-Landschaften und das einzigartige geothermische Biosystem für neue Kraftwerke zerstört werden.
Über Island
Die Insel Island ist mit rund 100.250 km² (zum Vergleich Schweiz: 41'285 km²) , nach Grossbritannien der flächenmässig zweitgrößte Inselstaat Europas und die größte Vulkaninsel der Welt. In Island leben insgesamt 312.872 Einwohner, rund 93 % der isländischen Bevölkerung leben in Städten. Die meisten Menschen leben in Reykjavík und Umgebung, derzeit etwa 195.000 und ist etwa gleich gross wie die Stadt Bern. Im Jahr 1262 kam Island unter norwegische Herrschaft. Da aber 1380 Norwegen unter dänische Herrschaft geriet, wurde auch Island von Dänemark besetzt. 1904 gewährte Dänemark den Isländern die Autonomie. Jedoch blieb der dänische König bis zur Gründung der Republik im Jahre 1944 das isländische Staatsoberhaupt. Seit her ist Island eine Parlamentarische Republik. Die Wirtschaft Islands hängt stark vom Fischfang und damit verbundenen Industrien ab, die für 60 % der Exporte verantwortlich sind. Der zweitgrösste Exportmarkt ist Aluminium.
Details des Industrialisierungsprogramms - Bedrohte Gebiete
Vor einigen Jahren erreichten die UmweltschützerInnen einen kleinen Sieg, als die Flutung von Eyjabakkar (im östlichen Hochland Islands) gestoppt werden konnte. Danach veröffentlichte die Regierung ihre Pläne für ein noch viel größeres Projekt in Karahnjukar, das sogar einen Teil von Eyjabakkar einschließt. Die Regierung trieb das Projekt dann voran - trotz der Einwände wegen irreversibler Folgeschäden für die Umwelt von Seiten der normalerweise zahmen staatlichen Planungsbehörde..
Den 190m hohen Karahnjukar-Staudamm baute Island für einen einzigen Schmelzer des Amerikanischen Aluminiumriesen ALCOA.
Einige Beispiele bedrohter Gebiete:
Eyabakkar: das zweit grösste Feuchtgebiet Islands. Öffentlicher Druck hat hier zumindest den Bau eines massiven Damms verhindert, welcher das Gebiet vollständig zerstört hätte. Nun werden aber am Rande des Gebietes Dämme Gebaut; diese sind so konzipiert, dass sie leicht verändert werden können um trotzdem das ganze Gebiet unter Wasser zu setzen, falls zukünftige Erweiterungen der Schmelzanlagen anfallen würden.
Hengill: ein aktiver Vulkan, umgeben von einem System von Tälern in welchen sich zahlreiche geothermische Felder befinden. Ein Teil des Gebietes wurde bereits zerstört um geothermische Energie an den Century Aluminium Schmelzer zu liefern. Nun soll noch mehr Schaden angerichtet werden um Energie für zwei neue Schmelzer bereitzustellen.
Langsjor: ein wunderschöner See welcher von der nationalen Energie Firma gern in ein Kraftwerk umgewandelt würde. Der See und seine Umgebung wurden von der letzten Regierung nicht in die Schutzzone, einen National Park, genommen, um seine Zerstörung in Zukunft zu vereinfachen. Die jetzige Regierung hat zwar eine Deklaration zum Schutz des Sees erlassen dies bedeutet aber trotzdem nicht, dass er nun unter Schutz steht.
Dies sind nur drei bedrohte Gebiete von vielen. Am besten schaut ihr euch die Bilder dazu auf www.savingiceland.org an, die findet ihr unter threatened areas.
Zerstörung des Ökosystems
Island, das einzige Land Europas, das von der Zerstörung durch die Industrialisierung bisher halbwegs verschont geblieben ist, ist nun, im 21. Jahrhundert, für den groß angelegten Aufbau schadstoffreicher Schwerindustrien vorgesehen und steht vor einer Invasion zahlreicher multinationaler Konzerne. Mit seinen riesigen Möglichkeiten an hydroelektrischer und geothermischer Energie ist Island ein attraktives Ziel. Die steigenden Kosten für fossile Brennstoffe sowie die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber der Klimaveränderung, bei welcher das umweltfreundliche Image von hydroelektrischer und geothermischer Energie angepriesen wird, spielen hier sicher auch eine Rolle. Zu allem Überfluss sind die Auflagen bezüglich Umweltschutz und Schadstoff-Emission in Island nicht sehr streng.
AktivistInnen vor dem Karahnjukarstaudamm
Falls die Projekte der Metallindustrie realisiert werden, wird die im Kioto-Protokoll festgelegte Grenze der Schadstoff-Emission überschritten. Aufgrund des riesigen Austosses an CO2 und vollhalogenierter Fluorkohlenwasserstoff (starkes, extrem hartnäckiges Treibhausgas), trägt die Herstellung von Aluminium einen grossen Teil zur Klimaveränderung bei.
Eines der Hauptargumente für den Bau von Staudämmen ist die Behauptung, Wasserkraft sei umweltfreundlich. Die Stauseen setzen jedoch großflächig Pflanzen unter Wasser, die dann verrotten und Treibhausgase freisetzen. Außerdem wird keine erneuerbare Energie produziert, weil sich die Seen mit dem Schlamm der Gletscherflüsse füllen. Die ständigen Schwankungen der Wasserstände verursachen zudem Staubstürme und Bodenerosion mit verheerenden Folgen für die Vegetation des Gebiets. (Die Nutzungsdauer der Karahnjukar-Staudämme wird dabei auf 40 bis 400 Jahre geschätzt!) Das Ausbleiben der für die Meeresflora und -fauna wichtigen natürlichen Schlamm-Ausschwämmungen stellt eine große Bedrohung für die wertvollen Fischbestände dar. Die Staudämme bedrohen außerdem die Brutgebiete tausender seltener Vögel, einen großen Teil der Rentierbestände und eine der größten Seehundpopulationen Islands. Da die Karahnjukar Stauanlage über einem Geflecht geologischer Störungen errichtet wurde, am Rande des Vatnajokull, dem weltgrößten nicht arktischen Gletscher, der teilweise noch vulkanisch aktiv ist, besteht auch eine reale Bedrohung für die BewohnerInnen der Region. Darüber hinaus besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Gewicht des Wassers im Staubecken weitere Risse in der Erdkruste verursacht und der Damm damit nicht in der Lage sein wird, genug Wasser für die Betriebsfähigkeit der Wasserkraftwerke zu halten.
Was ist Aluminium
Aluminium ist das häufigste Metall in der Erdkruste, es tritt allerdings nicht in reiner Form auf, sondern nur in chemischen Verbindungen. Im Gestein Bauxit ist der Aluminiumanteil am höchsten und weist 60% auf. Im Jahre 1827 wurde erstmals Aluminium entdeckt, zu jener Zeit war der Preis von Aluminium höher als der von Gold.
Katastrophe beginnt schon früher
Bauxit ist das wichtigste Aluminiumerz und entstand durch die Millionen Jahre lange Verwitterung von silikatischer Gesteine wie Granit. In Australien, Brasilien, Guinea und Jamaika wird am meisten Bauxit gefördert. Im Jahre 1998 betrug die Weltförderung rund 128 Millionen Tonnen. Die Vorkommnisse in der Erdkruste decken den Bauxitdbedarf noch für 200 Jahre. Etwa 95% des abgebauten Bauxits wird für Aluminium verwendet, der Rest wird für die Herstellung von Chemikalien benötigt. Durch den Abbau von Bauxit werden grosse Flächen von Land zerstört. In Trinidad werden grosse Flächen von Urwald abgeholzt um an das begehrte Gestein zu kommen. Als Abfall des Abbaus von Bauxit entsteht umweltschädlicher Rotschlamm. Der stark giftige Schlamm wird oft aus Kostengründen ohne weitere Vorkehrungen in Flüsse geleitet, was zu erheblichen Umweltbelastungen führt. Es währe möglich, den Schlamm in abgedichteten Deponien einzulagern und die giftigen Stoffe herauszufiltern. Diese Deponien werden anschliessend mit Sand und Erde zugedeckt und rekultiviert, dies bedeutet einen enormen Kostenaufwand. Pro gewonnener Tonne Aluminium aus Bauxit, fallen ca. 1,5 Tonnen Rotschlamm an. Durch den Preisabfall von Bauxit gab es Massenentlassungen die in den Abbauländern zu einer Verschlechterung des Lebensstandards sowie zu einer erhörten Arbeitslosenrate führten. Falls ein Abbaugebiet von Bauxit nichts mehr förderte wurde das Land oft verseucht zurückgelassen. Solche Fälle treten heute noch oft auf.
Von Bauxit zu Alu
Um aus Bauxit Aluminium herzustellen, muss das Aluminium von den anderen Bestandteilen befreit werden. Dies geschieht durch die so genannte Schmelzflusselektrolyse, ein kompliziertes und extrem energieaufwendiges Verfahren. Ein Kilogramm Alu benötigt 13-15 kWh. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht in 3,8 Jahren soviel Energie wie benötigt wird, um eine Tonne Alluminium aus Bauxit herzustellen.
Dieser extreme Stromverbrauch hat zur Folge, dass die Alukonzerne ihre Aluminiumschmelzen in Ländern mit billigem Strom bauen, wie in Island. Die Konzerne sind verantwortlich für den Bau von neuen Staudämmen und für die daraus folgende Zerstörung der Natur. Länder mit billigem Strom werden regelrecht von der Aluindustrie besetzt. Die Stromkosten betragen 40% der Herstellungskosten von Aluminium. Früher wurden Aluminiumschmelzen oft in der Nähe von Bauxitvorkommen gebaut. Es tauchten jedoch neue Märkte mit noch billigerem Storm auf, die alten Standorte wurden verlassen. Zurück bleiben viele tausende ArbeiterInnen ohne Job, eine zerstörte Natur und eine extreme Überproduktion von Strom, welche das Land in den wirtschaftlichen Ruin treiben kann. Da die die meisten Länder mit Bauxitvorkommen Drittweltländer sind, hat die Jagd nach billigem Strom eine katastrophale soziale Auswirkung.
Durch den Bauxitabbau zerstörter australischer Urwald.
Recycling
Um Aluminium zu recyceln wird nur 5% der Energie benötigt die bei der Herstellung von Alluminum aus Bauxit benötigt wird. Die Alu-Lobby preist Alu als extrem ökoligischen Werkstoff an, da Aluminium zu 100% recycelbar sei. Weltweit werden jedoch nur 33% (Stand 2006) recycelt, was den Aspekt der Ökologie zu Nichte macht.
Verwendung von Aluminium
Aluminium findet in extrem vielen Bereichen eine Verwendung. Für Aludosen und sonstige Verpackung wird ein geringer Anteil von ca. 15% benötigt. Der zweitgrössten Anteil wird für die Baubranche verwendet. Der grösste Anteil wird für die Automobilindustrie sowie für den Bau von Flugzeugen und Raketen verwendet. Viel von dem produzierten Aluminium geht direkt in die Kriegsgeschäfte der USA, Russlands und anderen Staaten ein. Aluminium ist für die moderne Kriegsführung für den Bau von Raketen, Panzer, Kampfflugzeugen und Atomwaffen das wichtigste Metall. In den USA beträgt der Anteil der für die Waffenindustrie sowie für den Bau von Militärfahr- und Flugzeugen verwendet wird 30%. Die Aluminiumindustrie trägt nicht nur zur Verschmutzung durch Autos und Flugzeuge bei, sie unterstützt auch extrem die Kriegsindustrie. Viele Aluminiumhersteller arbeiten eng mit der Rüstungsindustrie zusammen und betreiben gemeinsame Forschung um neue brutalere und vernichtendere Waffen herzustellen.
Alu und Krieg
Wie verknüpft die Aluindustrie mit dem Krieg ist zeigt das Beispiel der Firma Century-Aluminium. Century-Aluminum ist eine Tochtergesellschaft von Glencore, der umsatzstärksten Firma der Schweiz (Stand 2007), die ihren Hauptsitz in Baar im Kanton Zug hat und im Rohstoffhandel tätig ist. Glencore ist bekannt für fragwürdige Machenschaften mit während der Apartheid in Südafrika, dem kommunistischen Russland, Iran und dem Irak unter Saddam Hussein. Glencore hat mit RUSAL fusioniert und bildete so das größte Aluminiumunternehmen weltweit. RUSAL, der grösste Aluminiumlieferant der russischen Armee, leistet natürlich direkt ihren Beitrag zum Krieg in Tschetschenien, wo mindestens 35.000 Zivilisten durch Bomben und Raketen aus Aluminium umgebracht wurden.
Die Alu-Lobby
80% aller Aluminiumunternehmen sind im Dachverband des International Aluminium Institute zusammengeschlossen. In ihm sind auch alle Unternehmen die an der Zerstörung von Island beteiligt sind wie ALCOA, Alcan/RioTinto, Norsk Hydro und Century/Rusal (Glencore). In allen Veröffentlichungen der Aluminium-Lobby wird Alu als ökologischer Rohstoff, als Rohstoff der Zukunft hochgelobt. Wenn die Zukunft aus Krieg und Naturzerstörung besteht, dann ist Alu der Rohstoff der Zukunft.
Die Rolle der Schweiz im Alugeschäft
In der Schweiz gibt es eine Aluminumschmelze, diese ist im Wallis und wird von der Firma Alcan betrieben. Zudem befinden sich fünf Presswerke und 80 Giessereien in der Schweiz. Mit der Produktion von ca. 45tausend Tonnen Aluminim im Jahr ist die Schweiz unbedeutend, denn sie produziert nur 0,2 Prozent der weltweiten Produktion. Jedoch befindet sich der Europäische Hauptsitz von Alcoa in Genf, die Firma Glencore die mit Century-Aluminium sowie RUSAL eng verknüpft ist, hat ihren Hauptsitz in Baar, ZG und Alcan hat viele Produktionsstätte in der Schweiz. Die "European Targets Brochure" findet ihr auf der Homepage von Saving Iceland.
Widerstand gegen die Schwerindustrie
«Wir sind hier in Olfus, Island versammelt. Wir sind Menschen aus mehr als 15 verschiedenen Ländern und fünf Kontinenten. Wir sind hier um unsere Erfahrungen auszutauschen, unsere Erfahrungen mit der Schwerindustrie, mit Dämmen, transnationalen Firmen und anderen Auswüchsen der Globalisierung in Island, in Brasilien, in Südafrika, In Dänemark, in Kanada, in England, Deutschland, Indien, Trinidad und Tobago und vielen anderen Ländern.
Wir sind keine professionellen ProtestelerInnen. Im Gegensatz zu den sehr gut bezahlten Lobbyisten der Firmen und den Meinungsmachern, welche versuchen euch die Schwerindustrie zu verkaufen, wird keiner von uns bezahlt um hier zu sein. Wir sind gewöhnliche Leute, wir sind Lehrer, Pflegepersonal, JugendarbeiterInnen, Studenten und Studentinnen, VerkäuferInnen, Väter, Mütter. Wir sind hier weil uns nicht egal ist was um uns herum geschieht. Die Isländische Wildnis ist einzigartig. Sie ist die grösste Europas und eine der wenigen wilden Gebiete, welche auf diesem Kontinent zurückgelassen wurden. Ihre Schönheit und Einzigartigkeit, ihr Feuer und Eis sind ein Erbe welches wir bewahren und verteidigen müssen. Es ist das Erbe, die Verantwortung und das Privileg aller Isländer, aller Europäer, aller Menschen.
Wir sind globale BürgerInnen im Widerstand gegen globale
Firmen. (...)»
Aus der Deklaration der ersten Saving Iceland Konferenz "Global Concequences of Heavy Industry and Large Dams" am 7/8 Juli 2007
Nach den direct action camps in den Bergen Islands vom Sommer 2005 und 2006, in welchen vor allem gegen den Bau des Karahnjukar Dammes und gegen den Aluminium-Schmelzer der Firma ALCOA in Reydarfjordur gekämpft wurde, trafen sich im Sommer 2007 erneut verschiedenste Menschen für ein weiteres Camp. Ziel des Camps war es, eine Plattform für gewaltlosen Widerstand gegen die Zerstörung der Natur Islands zu bieten. Dabei fanden jede Menge kreativer Aktionen, Worksohps und Veranstaltungen zu zahlreichen Umwelt-, Politik-, und kulturellen Themen, wie auch Wanderungen in der Umgebung statt. Auch im Sommer 2008 wird es wieder ein Aktionscamp geben.
Nebst den Camps finden natürlich auch Demos, reclaim the street parties und andere Aktionen statt. Infoveranstaltungen, so auch eine Infotour durch Europa um fürs Camp 2008 zu mobilisieren, werden durchgeführt. Mit Konzerten oder ganzen Festivals wird versucht auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Globale Aktionen gegen die Schwerindustrie
Am 12. September 07, dem weltweiten Aktionstag gegen die Schwerindustrie, gingen in Südafrika, Island, Trinidad, Dänemark, New York, Holland und England Menschen auf die Strasse um gegen die Industrialisierung unseres Planeten zu demonstrieren. Dies war der erste koordinierte Anlass dieser neuen und global wachsenden Bewegung. Das gemeinsame Angriffsziel war die Aluminiumindustrie, vor allem die Firmen Alcan/Rio-Tinto und Alcoa.
Trinidad und Tobago
Die Rights Action Group T & T kämpft in Trinidad und Tobago gegen neue Schmelzer der Firmen Alcan und Alutrint. Diese wollen dort zwei neue Schmelzer bauen, obwohl Trinidad schon auf Platz 3 der am meisten CO2 verschmutzten Gebiete steht. «Zwei Aluminiumschmelzer, ein Stahlschmeltzer, die weltweit grösste Methanolanlage - wie wärs mal mit einem Krankenhaus?» Die Lebenserwartung in Trinidad ist von 75 Jahren im Jahr 2000 auf 69 im Jahr 2004 gesunken!
http://rightsactiongroup.blogspot.com / www.nosmeltertnt.com
Südafrika
Earthlife Africa (ELA) ist eine Organisation bestehend aus UmweltaktivistInnen und solcher die für soziale Gerechtigkeit kämpfen. Sie wurde gegründet um die Gesellschaft auf Umweltbelangen im Zusammenhang mit dem Menschen aufmerksam zu machen. ELA Johannesburg (Jhb) war die erste der drei in Südafrika und einer in Namibia gegründeten Organisationen.
www.earthlife.org.za
Indien
mines, minerals & PEOPLE - eine Notfall-Allianz
mm&P ist eine wachsende Allianz verschiedener einzelner Institutionen und Gemeinschaften, welche sich mit den Problemen der Minenarbeit beschäftigen oder direkt davon betroffen sind. Die Allianz fasst mehr als 100 kleine Basisgruppen zusammen, etwa 20 verschiedene Unterstützungsorganisationen auf über 16 Staaten verteilt. Das Ziel, ist lokalen Widerstand zu unterstützen, Rechtsbeistand zu bieten, Information, Dokumentation aber auch Tatsachen ans Licht zu bringen und mehr.
www.mmpindia.org
Indien-Kanada
Alcan't in India ist eine Solidaritätsgruppe aus Montreal mit dem Ziel, die BewohnerInnen von Kashipur, Indien, in ihrem Kampf um die Rechte auf ihren Boden und ihre Rohstoffe zu unterstützen. Seit 1994 haben die Menschen aus Kashipur (bis jetzt) erfolgreichen Widerstand gegen die Einrichtung von Bauxit-Minen und Aluminiumschmelzanlagen auf ihrem Land geleistet.
www.alcantinindia.org
Australien
Die Western Australian Forest Alliance (WAFA) ist eine Dachorganisation für viele kleine Umweltorganisationen in Perth und dem ganzen Süd-Westen, welche sich mit Waldschutz beschäftigen. WAFA erstrebt einen sofortigen Stopp der Zerstörung der Urwälder durch Abholzung und Brandroden. Aber auch durch Firmen wie Alcoa, welche schon seit Jahren für ihre Bauxitminen die Wälder zerstören.
www.wafa.org.au
Brasilien
Movimento dos Atingidos por Barragens - Brasil: Bewegung der vom Damm betroffenen Menschen - Brasilien. Die Geschichte dieser Gruppe ist gekennzeichnet vom Kampf um die Erhaltung der Natur und die Ausarbeitung eines populären Projekts für Brasilien. Dieses Projekt beinhaltet eine neue Energiepolitik welche fair, teilnehmend und demokratisch ist und den Erwartungen der Bevölkerung gerecht wird, so, dass die betroffenen Menschen bei Dammbauten, bei der eigenen und der Zukunft ihrer Umwelt mitreden können.
www.mabnacional.org.br
Zerstörtes Gebiet in Island
Interview mit einem Aktivist von Saving Iceland:
Kannst du uns etwas über die Geschichte und Entwicklung von Saving Iceland erzählen?
Um zu beschreiben was Saving Iceland ist, ist es am einfachsten als erstes zu beschreiben was es nicht ist. Saving Iceland ist keine Organisation mit Mitgliedern oder Verein wie etwa Green Peace. Als Beispiel: es ist keine NGO. Es ist auch kein Teil einer politischen Struktur irgendeines Landes: also keine politische Partei. Es gibt keine bezahlten Angestellten, keine Administration, keine FührerIn oder eine elitäre, regierende Gruppe.
Saving Iceland repräsentiert eine Gruppe von Menschen, welche sich dem Kampf gegen die Zerstörung der Isländischen Wildnis zu Gunsten von Grossunternehmen, hier die multinationalen Aluminiumindustrien, widmen. So wie die Konzerne in globalem Ausmass agieren kämpft der Widerstand: Menschen aus vielen verschiedenen Ländern sind Teil von Saving Iceland. Alle die aktiv auf unserer Seite kämpfen und nicht öffentlich gegen Saving Iceland AktivistInnen Stellung beziehen oder gegen diese handeln sind willkommen mitzumachen.
Was uns vereint ist die Verweigerung, bei unseren Prinzipien Kompromisse einzugehen. Zum Beispiel werden wir nicht einen Teil-Sieg bei einem Dammprojekt akzeptieren welcher auf Kosten eines anderen geht: keine Zerstörung der Wildnis für den Profit von Multinationalen Konzernen und Industrien ist akzeptabel. Auch versuchen wir Entscheide durch Konsens zu erlangen, das heisst alle Saving Iceland AktivistInnen haben etwas zu sagen und niemensch ist mehr «verantwortlich» als andere. Mit anderen Worten: Anti-Hierarchie ist ein Grundsatz dieser Bewegung.
Saving Iceland wurde vor allem als Gruppe der direkten Aktion gegründet. Was in keiner Weise bedeuten soll, dass jegwelche Art von friedlichem Protest entmutigt wird oder als minderwertig betrachtet wird. Im Gegenteil, wir ermutigen zu verschiedenen Arten des Protestes, Hauptsache die Menschen fühlen sich wohl bei ihrer Aktionsform oder in der Rolle welche sie in der Kampagne übernehmen, All dies kann unter dem Namen Saving Iceland durchgeführt werden.
Wie auch immer, die allgemeine Neigung geht in Richtung der eher radikaleren Formen von Aktionen, oder anders ausgedrückt, Saving Iceland hat ein Spektrum an Aktionsformen, welches radikale Aktionen beinhaltet. Dies unterscheidet uns von Gruppen welche sich ausschliesslich auf, sagen wir, politisches Lobbying konzentrieren.
Die Voraussetzungen um ein Teil von Saving Iceland zu sein sind gegenseitige Solidarität, und die Grundsätze der Hierarchiefreien Form und der nicht-Kompromissbereitschaft (in anderen Worten, keinen Führern folgen und sich nicht ausverkaufen!) Die Sommercamps sind offen für alle die mit uns die Umweltzerstörung bekämpfen wollen und diese Grundsätze befolgen wollen und können.
Was für Erfolge habt ihr schon verbucht?
Vor allem haben wir die isländische Bevölkerung radikalisiert, dies allein durch die Tatsache, dass wir die erste direkte Aktionsgruppe in der isländischen Geschichte sind.
Wir haben frischen Wind in die Umweltschutzbewegung gebracht und sind immer ein paar Schritte voraus wenn?s um Aktionen, neue Informationen und Kreativität geht. Wir haben niemals ein Zeichen von Aufgeben gegeben und arbeiten mit der Einstellung: wir werden gewinnen! So haben wir den anderen UmweltaktivistInnen neue Hoffnung gegeben. Diese hatten nähmlich nach dem Bau des Karahnjukardamms irgendwie aufgegeben, weil sie den Kampf für verloren geglaubt haben.
Ihr wählt die Form der direkten Aktion für euren Kampf. Warum? Wie versucht ihr sonst noch Druck aufzubauen?
Der Unterschied zwischen symbolischen Aktionen (Protest) und der direkten Aktion (Widerstand) ist, dass bei letzterem ein direkter Effekt folgt. Bei symbolischer Aktion denkst du an Demos, Petitionen etc. Bei direkter Aktion denkst du an Besetzungen, Blockaden und Sabotage. Wegen eines Aktions-Camps auf den Bäumen können die Bäume nicht gefällt werden. Wegen einer Besetzung einer Baustelle oder der Sabotage an einem Gentechfeld muss die Arbeit unterbrochen werden. Die Form der direkten Aktion wird normalerweise dann gewählt, wenn alle anderen Möglichkeiten (z.B. die legalen) ausgeschöpft sind.
Saving Iceland ist keine Gruppe, die Druck ausüben will. Das heisst, es ist nicht unser Ziel Druck auf PolitikerInnen auszuüben damit sie bei bestimmten Themen andere Entscheidungen treffen. Wir machen Besetzungen oder andere direkte Aktionen auch nicht, um unsere Lobby-Kraft zu erhöhen ( obwohl es natürlich ein Nebeneffekt sein kann, dass die Aktionen von Saving Iceland die Positionen anderer Umweltorganisationen am Verhandlungstisch stärken).
Das heisst natürlich definitionsgemäss nicht, dass wir nie an Demonstrationen teilnehmen, und in manchen Fällen machen wir eventuell auch symbolische Aktionen oder versuchen bei bestimmten Themen Druck zu machen; zum Beispiel beim Demonstrieren vor einer Botschaft oder beim Versuch diese zu besetzten. Der springende Punkt ist: wir denken, dass es an uns liegt Aktionen gegen die Umweltzerstörung zu unternehmen weil auf keinen sonst, nicht die Regierung, nicht die Industrie oder dein Nachbar verlass ist dass er/sie es für dich tut, und es gibt keine Zeit zu verlieren?
Aber neben den direkten Aktionen ist Saving Iceland auf viele andere Arten aktiv. Unsere Homepage ist ein riesiger Teil dieser Kampagne und wird auf neustem Stand gehalten. Wir haben einige Newsletter geschrieben, Benefizkonzerte organisiert, öffentliche Versammlungen und Pressekonferenzen durchgeführt. Letzten Sommer haben wir in Island eine internationale Konferenz mit dem Thema «globale Effekte von grossen Dämmen und Schwerindustrie» organisiert. Diesen Winter hat das isländische Kollektiv monatliche Treffen organisiert, wo die Leute sich über die Kampagne informieren konnten. All diese Anlässe waren sehr erfolgreich.
Kannst du uns etwas über bereits erfolgte Aktionen erzählen?
Währen den ersten zwei Sommer fanden die meisten Aktionen bei Karahnjukar (Damm) und in Reyðarfjörður statt. Diese waren alle ziemlich historisch; z.B. Strassenblockaden, die ersten Ankettaktionen oder die ersten Kranerkletterungen. Damit haben wir meistens erreicht, dass die Arbeit unterbrochen werden musste und die beteiligten Firmen einen ziemlich grossen finanziellen Schaden erlitten. Weitere Ziele waren auch ihre Büros in Reykiavik sowie das Parlament.
Vor und während der Camps fanden in Island wie auch in Europa viele verschiedene Aktionen statt.
Die erste Saving Iceland Aktion war eine symbolische; in der Tate Modern Gallery in London haben AktivistInnen eine Ausstellung von Olafur Eliasson, ein isländischer Künstler, dazu benutzt, aufzuzeigen was in Island wirklich abgeht.
Bei der zehnten Welt Aluminiumkonferenz, welche 2005 in Island stattfand, haben drei AktivistInnen die Delegierten mit grünem Skyr (traditionelles Milchprodukt) beschmissen. Damit wollten sie die endlose "Grünwäscherei" der Aluminium- und Energiefirmen symbolisieren. Im August 2005, nach dem ersten Camp, fanden einige Aktionen in Reykiavik statt z.B. Strassentheater, Transpihängen, Karneval etc. Einmal drangen etwa dreissig Jugendliche mit dem Namen "Youth Against Heavy Industry" in die nationale Energiefirma und das Wirtschaftsministerium ein. Beides waren Lärmdemos, bei denen mit Singen, Schreien und Trommeln die Arbeit unterbrochen wurde. Isländische Botschaften verteilt in Europa wurden von Saving Iceland AktivistInnen attackiert.
Im Sommer 2007 begann der Isländische Nationalfeiertag damit, dass eine 25 Meter lange Fahne vom Dach des Nationaltheaters ausgebreitet wurde. Die Fahne sah aus wie die richtige Isländische Flagge, aber hatte ein Wappen in der Mitte auf welchem die Logos der drei Aluminiumriesen Alcoa, Alcan und Century-Aluminim aufgemalt waren. Zu diesem Zeitpunkt feierten tausende von IsländerInnen ihren Nationalfeiertag in der Stadt so dass alle die Fahne sehen konnten.
Der Sommer ging weiter mit diversen Aktionen bei denen alle drei Alufirmen attackiert, und ihre Arbeit gestoppt wurde. AktivistInnen ketteten sich an Maschinen und kletterten auf Krähne. Wir hatten auch die Energiefirmen im Auge und haben eine Diskussion über deren ethische Grundwerte entfacht. Wir haben eine endlose Menge an Informationen herausgegeben über welche in Island noch nie gesprochen wurde. Das Camp war im allgemeinen sehr erfolgreich. Ausserdem fand die erste Reclaim the Streets in Island statt.
Kranbesetzung
Arbeitet ihr mit Organisationen wie Greenpeace oder anderen zusammen?
Wir haben nicht wirklich mit grossen Organisationen zusammengearbeitet. Greenpeace hat in Island einen sehr schlechten Ruf, deshalb ist auch nicht sicher ob es der Kampagne dort helfen würde. Und Alcoa hat zum Beispiel WWF im Sack und deshalb haben wir auch gar kein Interesse mit WWF zu arbeiten. In Island kommt die grösste Unterstützung von der Grünen Partei und auch die Britische Grüne Partei hat ihre Unterstützung gezeigt. Wir blockieren eine Zusammenarbeit mit grossen Organisationen nicht total, aber im Moment arbeiten wir mit kleineren lokalen Gruppen zusammen.
Was sind die Reaktionen von Regierung, Staat und Polizei? Wie sieht die Repression gegenüber AktivistInnen von Saving Iceland aus?
Die Regierung hat fast noch nie offiziell über Saving Iceland geredet, aber es ist leicht zu erkennen, dass wir einen stärkeren Widerstand geschaffen haben als sie es sich je vorgestellt hätten. Der Justizminister hat ein paar Mal über uns geredet und uns immer als kriminelle hingestellt Gleichzeitig die Gelegenheit dazu benutzt mit seinem Job zu prahlen und damit, wie er die Polizei mächtiger und stärker gemacht habe.
Der Polizei fiel es am Anfang ziemlich schwer herauszufinden, wie sie mit dieser Art von Aktionen umzugehen hat. Aber sie wird Jahr für Jahr besser trainiert. Alle drei Sommer hat die Polizei die AktivistInnen aufgespürt und ihnen hinterher spioniert. Auch haben sie versucht, AktivistInnen davon abzuhalten überhaupt nach Island zu kommen.
Wie auch immer, noch nie wurde die Durchführung einer Saving Iceland Aktion verhindert und alle verliefen erfolgreich. Immerhin gewinnen wir diesen Kampf.
Was sind die Argumente der Regierung?
Beständige Ökonomie ist ein Wort welches die Regierung konstant in den Mund nimmt, dabei hat sie keine Ahnung wie die Ökonomie beständig sein will. Die Regierung und die Gemeinderäte derjenigen Städte, welche die Aluminiumindustrie hier behalten wollen, reden auch die ganze Zeit darüber neue Arbeitsplätze zu erschaffen. Aber es gibt weniger als 1% Arbeitslose in Island, also besteht nicht wirklich eine Notwendigkeit für mehr Arbeitsplätze. Z.B. in Husavik, wo Alcoa ihren nächsten Schmelzer bauen will, wurden über hundert ausländische Arbeitskräfte «importiert» weil zu wenig Leute da waren, um die nötige Arbeit zu erledigen.
Das grösste Argument der Regierung scheint jedoch der Mythos von umweltfreundlicher Energie zu sein. In der Diskussion um grosse Dämme und Schwerindustrie reden sie die ganze Zeit von der ethischen Pflicht Islands, der Aluminiumindustrie Energie zu liefern. Fakt ist aber, dass Wasserkraft und geothermische Energie überhaupt nicht umweltfreundlich sind... und wie kann jemensch das Wort ethisch benützen wenn von der Aluminiumindustrie die Rede ist, welche direkt mit der Waffenindustrie und Krieg verknüpft ist?
Habt ihr die Unterstützung der isländischen Bevölkerung und wie sieht diese aus?
Wir haben die Unterstützung von vielen IsländerInnen, welche diese auf verschiedene Art und Weise zeigen. Tatsächlich sind wir immer wieder überrascht wie gross die Unterstützung wirklich ist und wie oft die Leute sich für uns aussprechen. Wie schon erwähnt, unterstützt uns die Linke Grüne und verlangt nun eine parlamentarische Untersuchung über das Verhalten der Polizei gegenüber AktivistInnen. Die meisten anderen isländischen Umweltorganisationen unterstützen uns, manche offiziell, manche nicht. Diese Unterstützung besteht aus Koordination, finanzieller Unterstützung, Medienmitteilungen etc. Nebst all diesem haben viele Isländische Bands zur Unterstützung von Saving Iceland Solikonzerte gegeben und KünstlerInnen haben ihre Werke gespendet.
Wie ist es möglich dass die Isländische Bevölkerung die Zerstörung ihrer Umgebung tolerieret? Wie werden sie unter Druck gesetzt?
Geld ist das Schlüsselwort; die Leute sind einfach mehr um ihre Karriere, Arbeit und Geld besorgt. Sie haben keine Vorstellung davon was es heisst, unsere ganze Natur zu verlieren. Sie wissen nicht welche Konsequenzen es haben wird jeden Gletscherfluss einzudämmen, den Lebensraum von Tieren zu versenken und den Fisch im Meer zu verschmutzen. In ihren Köpfen spielt sich das Leben in der Stadt ab und alles was ausserhalb der Stadt ist spielt keine Rolle. Alles was vielleicht mehr Geld in die Stadt bringt, in ihre eigenen Taschen, wir als gut betrachtet. Natürlich ist dies überall auf der Welt ein Problem, nicht nur in Island.
Warum ist Island für die verschiedenen Firmen und Konzerne so attraktiv?
Für die Aluminiumindustrie gibt es nur einen Grund nach Island zu kommen; die günstigen Strompreise.
Was sind ihre Argumente in der Öffentlichkeit?
Ihr öffentliches Argument ist der gleiche dumme Mist wie unsre Regierung ihn braucht; umweltfreundliche Energie. Aber sie verstecken auch nicht die Tatsache, dass sie Ihre Schmelzerstandorte wegen der Preise aussuchen und das ist der Grund für all ihre Standorte. Z.B. einen Schmelzer in Südafrika zu bauen, wie Alcan dies nun plant, hat überhaupt nichts mit umweltfreundlicher Energie zu tun nur weil er nicht mit Kohle oder Nuklearenergie betrieben wird. Aber der Strompreis wird sehr tief sein und Alcan wird keine Steuern an den Süd Afrikanischen Staat bezahlen weil der Schmelzer sich in einer steuerfreien Zone befindet.
Es gab ja bereits eine Firma die von ihren Plänen in Island zurück getreten ist. Kannst du uns etwas darüber sagen?
Norsk Hydro, eine Norwegische Aluminium Firma, hatte ursprünglich den Plan eine Fabrik in Reyðarfjörður zu bauen, dort wo jetzt der ALCOA Schmelzer steht. Aber sie haben die Pläne aus zwei Gründen fallengelassen; erstens aufgrund all der Einwände welche WissenschaftlerInnen und Umweltschützer gegenüber dem Projekt hatten, zweitens aufgrund des Widerstandes. Dann flog der isländische Wirtschaftsminister nach New York an ein Treffen mit Alcoa und flehte diese an, das Projekt auf sich zu nehmen. Tatsächlich ist es nicht das einzige Mal dass Alcoa ein Projekt übernimmt, aus welchem sich Norsk Hydro zurückgezogen hat. Das gleiche passierte in Indien, wo die Leute gegen einen Norsk Hydro Schmelzer protestiert hatten. Dies zeigt deutlich was für eine Firma Alcoa ist, und was deren Ethik wirklich ist.
Gibt es schon sichtbare Folgen des Karahnjukar Damms?
Natürlich sind die sichtbarsten Folgen all das atemberaubend schöne Land welches jetzt unter Wasser steht. Wasserfälle, Vegetation, Lebensräume von Rentieren, Füchsen und Vögeln. Ausserdem hat es in diesem Gebiet Zeichen von erhöhten Erdbeben gegeben, je nachdem wie voll das Reservoir jeweils ist, was eventuell sogar zu einer riesengrossen vulkanischen Eruption führt. Das interessante daran ist, dass viele UmweltschützerInnen und WissenschaftlerInnen auf diese Gefahren hingewiesen haben, bevor mit dem Bau des Dammes begonnen wurde. Ihre Besorgnis wurde nicht ernst genommen, oder als politische Propaganda verschrien.
Was ist das Problem mit geothermischer Energie?
Aufgrund ihrer niedrigen Umweltbelastung (verglichen mit fossilen Brennstoffen) hat die geothermische Energie einen fast nur sauberen Ruf genossen. Geothermischen Anlagen wird nachgesagt, sie hätten keine Kohlenstoff Emissionen oder verursachten keine gasförmige Verschmutzung und seien somit wenig belastend für die Umgebung. Obwohl es stimmt, dass geothermische Anlagen nachhaltiger sind als solche mit fossilen Brennstoffen, auch angesichts der Umwelt weniger katastrophal als Wasserkraft, gibt es bedeutende negative Effekte..
Hier nur eine Auswahl: Das Austrocknen von heissen Quellen und Geysiren; der Verlust von wärmeliebenden Pflanzen und Algenwachstum.
Giftiges Abflusswasser welches in saubere Gewässer dringt aufgrund des erniedrigten Grundwasserspiegels. Das Absinken von Land wie z.B. in Neuseeland eine Anlage bereits 15m abgesunken ist, das macht 40cm pro Jahr. Chemische Luftverschmutzung durch den "Abdampf" welcher sich über die Vegetation verbreitet und radioaktive und giftige Elemente enthält.
Die Alluminiumindustrie bezeichnet Alu als ökologischen Rohstoff sowie als Rohstoff der Zukunft, was hälst du davon?
Die Leute welche die Aluminium Industrie betreiben sind natürlich verdammte Kapitalisten und wollen, dass die Leute mehr und mehr konsumieren. Aluminium ist ein sehr leichtes Material, so wird zum Beispiel ein Auto aus reinem Aluminium wahrscheinlich weniger umweltverschmutzend sein als ein Auto aus Stahl oder aus einem anderen Material. So macht das Ganze ein klein wenig Sinn. Aber gleichzeitig wird nichts über die Herkunft von Aluminium gesagt, die Bauxitgewinnung und das Land und die Kultur welche zerstört werden damit wir ein etwas umweltfreundlicheres Auto fahren können. Was wir brauchen ist natürlich einen Konsum-Stopp und dieser beinhaltet keine endlose Produktion von neuen materiellen Waren, egal wir leicht und wie "wenig verschmutzend" diese sind.
Macht es deiner Meinung nach Sinn, Aludosen zu boykottieren?
Das ist eine gute Frage. Wenn jemensch gegen die Produktion von Aluminium ist, sollte sie/er natürlich versuchen so wenig wie möglich davon zu verbrauchen. Aludosen zu boykottieren wäre ein Teil davon. Aber dies alleine ist nicht genug um die Zerstörung der Erde zu stoppen. Ich glaube jede Person muss seine eigenen Grenzen setzen bei was sie braucht und benützt und wie viel der Aluminium Industrie sie zu boykottieren bereit ist um die Erde zu schützen.
Arbeitet Saving Iceland mit AktivistInnen aus Ländern in welchen Bauxit abgebaut wird zusammen? Was weisst du über Widerstand gegen die Schwerindustrie in anderen Ländern?
Gemeinsam mit Umweltorganisationen aus Trinidad & Tobago, Indien, Südafrika und Brasilien haben wir eine globale Bewegung gegen die Schwerindustrie gegründet. Unsere erste Zusammenarbeit war im Sommer 2007 als unser Protest-Camp mit einer Konferenz über Schwerindustrie und grosse Dämme begann. Im September hatten wir unseren ersten globalen Aktionstag. All diese Gruppen kämpfen gegen dieselben Firmen wie wir in Island, manche davon wegen des Bauxitabbaus, andere bekämpfen grosse Dämme und Aluminiumschmelzer. Wir haben auch Kontakt mit einer Anti-Bauxit Gruppe aus Jamaika und unser jüngster Partner ist eine Gruppe aus Grönland welche gegen einen neuen Alcoa Schmelzer kämpft.
Unser Ziel ist es, diese Bewegung so international wie möglich zu machen und gleichzeitig stärker und stärker.
Kannst du uns was über das Camp 08 erzählen? Wann, wo, wie und was? Wer soll kommen und was mitbringen?
Die 2008 Camps werden vielleicht die wichtigsten von allen. Für die nächsten Jahre bestehen Pläne für etwa drei bis acht neue Alluminium-Schmelzanlagen, ein paar grosse Dämme, viele geothermische Triebwerkanlagen, Eisen-Misch-Anlagen, und unter Umständen eine Erdölraffinerie. Ja.... viele Projekte die gestoppt werden müssen. Bis nächsten Sommer werden vielleicht viele dieser Projekte schon in Gang sein deshalb ist ein grosser Bedarf an internationaler Hilfe vorhanden, wie auch an einer wachsenden Zahl von IsländerInnen welche bei diesem Kampf mitmachen.
Das Camp beginnt Mitte Juli (das Datum wird bald auf unserer Website bekannt gegeben) und wird wahrscheinlich für mindestens drei Wochen bestehen.
Den Ort des Camps werden wir nicht auf der Website bekannt geben bis das Camp begonnen hat, aber wir werden Treffpunkte in Reykjavik und im Osten haben, wo Leute Informationen bekommen können. Auch was mitzubringen ist und wie mensch sich bei Grenzkontrollen verhalten soll etc. wird so bald wie möglich auf unserer Website veröffentlicht.
Was können Leute in der Schweiz, Deutschland.. tun?
Es gibt tonnenweise Sachen welche Leute aus anderen Ländern tun können. Multinationale Konzerne arbeiten über die ganze Welt zerstreut (deswegen sind sie ja multinational), so ist die Zerstörung der isländischen Wildnis nur ein Beispiel eines viel grösseren Problems. Sie nur in Island zu stoppen wird sie nicht davon abhalten andere Orte in anderen Ländern zu zerstören.
Das Protest-Camp ist ein lokaler Akt globalen Denkens. Internationaler Druck ist enorm wichtig, wie auch die Leute darüber aufzuklären was sie tun (viele Leute haben keine Ahnung von all dem hier). Organisiert Meetings, Demos, macht Flyers, oder nicht - seid kreativ! Und erzählt Leuten davon die herkommen können damit sie mit eigenen Augen sehen.
Solidaritäts-Aktionen sind speziell willkommen. Sie zeigen der Isländischen Gesellschaft dass wir nicht ohne Kampf einfach alles zulassen, es kommt nicht darauf an wie weit er entfernt ist. Es ist auch eine Art die Leute welche in Island kämpfen zu unterstützen und ihnen ins Bewusstsein zu rufen, dass sie nicht alleine sind. All diese Firmen sind in fast allen Ländern versteckt. Schaut euch ihre Webpages an, und ihr werdet erstaunt sein wie viele Firmen, Büros und Firmensitze sie haben. In "the nature Killers" Liste könnt ihr einige Sitze der Firmen in euren Ländern finden. Es gibt auch eine "hall of shame" Liste mit E-Mail Adressen damit ihr und eure Freunde gewisse Individuen wissen lassen könnt, was ihr von ihrem Handeln haltet. Isländische Botschaften sind auch ein guter Ort um sie wissen zu lassen was ihr denkt.
Aber denkt daran, dass ihr nicht einen speziellen Ort braucht um etwas zu tun, noch braucht ihr einen FAQ-(häufig gestellte Fragen)-Abschnitt zu lesen um selber zu handeln. Denkt nicht dass ihr «uns» oder irgendjemandem folgt: Wenn ihr gegen die Zerstörung der Wildnis durch die Schwerindustrie seid wie wir, solltet ihr ein Teil von uns sein und wir ein Teil von euch. Die Natur die wir zu retten versuchen gehört nicht uns, sie gehört allen, also liegt es auch in der Verantwortung aller, sich für sie einzusetzen.
Ausserdem... schreckliches Geld, es wird immer benötigt, vor allem um die juristischen Kosten welche unseren Aktionen folgen zu bezahlen. Wenn irgendwer gerne so was wie ein Solikonzert zu dieser Angelegenheit organisieren möchte, werden wir es gern annehmen.
Gibt es noch etwas das du uns sagen möchtest?
Gegen die Schwerindustrie und die Zerstörung von Mutter Erde zu kämpfen bedeutet wirklich die Wurzeln des Kapitalismus zu bekämpfen. Indem diese Wurzeln zerstört werden, werden wir ihn als erstes stoppen.
Bleibt informiert mit www.savingiceland.org
Der Kampf geht weiter im Sommer 2008!
Mit der Fähre könnt ihr günstig nach Island reisen www.smyril-line.com
Autostopp in Island ist sehr einfach und im Camp gibts gratis veganes Essen!
Quellen:
Wikipedia freie Enzyklopädie: www.wikipedia.de
Aluminium Verband Schweiz: www.alu.ch
International Aluminium Institute: www.world-aluminium.org
Gesamtverband der Aluminiumindustrie e.V.: www.aluinfo.de
Independent Media Center: www.indymedia.org
International Aluminium Institute: www.world-aluminium.org
No Aluminium Smelters in Trinidad: www.nosmeltertnt.com
Saving Iceland: www.savingiceland.org
Rest jeweils im Text angegebn